Ist Ihr Hund ein Futterverweigerer oder schlechter Fresser?

Dieser Beitrag über schlechte Fresser ist ein Gastbeitrag von Ixe D. Sehrt von Rat-Hund-Tat , dem kostenlosen online Hunderatgeber

Haben Sie einen Hund, der Sie verzweifeln lässt, weil er mal frisst, dann wieder nicht?

Nun – die guten Nachrichten über schlechte Fresser zuerst:

  1. Mit Nahrungsangebot ist bisher kein Hund verhungert.
  2. Ein Hund kann gute 21 Tage ohne Nahrung sein, ohne ein Leistungsdefizit zu bekommen ← hat die Natur toll eingerichtet, nicht wahr? Bedeutet: Sind Hunde auf erfolgreichen Beutefang angewiesen (das heißt, sie werden nicht von einem Menschen gefüttert) und bleibt dieser aufgrund mangelnder Wildtiere oder ungeschicktem Jagdverhalten aus, ist ein Hund nach drei Wochen dennoch in der Lage, aktiv jagen zu gehen. Würde er hier ein Leistungsdefizit zeigen, würde er tatsächlich verhungern.

Schneubische Hunde sind keine Seltenheit und nur selten ist die Futterverweigerung krankheitsbedingt. Hunde sind gewiefte Strategen, vor allem, wenn es um ihr Futter geht. Warum? Weil sie es sich leisten können → kleiner Spaß, aber nicht unwahr.

Hunde kommunizieren über ihr Futter: sowohl im Hunderudel als auch mit ihren Menschen.

Wir Menschen handhaben unsere Hunde, als seien sie das wichtigste auf der Welt und heben sie dadurch in einen Status, der ihnen die Freiheit einräumt, uns zu mani-pulieren. Insbesondere schaffen Hunde das, wenn sie nicht fressen (wollen).
Ähnlich wie bei Kindern, tickt dann das Elternherz für den Hund. „Er mag das Futter nicht.“ „Er ist krank.“ „Das Futter ist von schlechter Qualität.“

Zugegeben, die dritte Aussage trifft leider überdurchschnittlich oft zu, wie Martin hier auf seiner Seite berichtet. Allerdings haben Hunde nur einen geringen Qualitätsanspruch. Zum Einen fehlen ihnen Vergleichsmöglichkeiten, zum Anderen können sie so ziemlich alles fressen, ohne daran direkt zu erkranken. Hunde haben ein ausgesprochen robustes Verdauungssystem und sie denken nicht darüber nach, ob sich im Alter unter Umständen Spätfolgen zeigen.
Als Mensch möchten wir verständlicherweise, dass unsere Hunde gesund alt wer-den. Dementsprechend müssen wir auf die Qualität des Futters achten.

Will Ihr Hund sein Futter nicht fressen, hat er einen triftigen Grund.

Gehen wir davon aus, der Hund ist kerngesund. Dann kann Stress ein Auslöser für die Futterverweigerung sein. Ein Hund sollte immer in einer ruhigen und sicheren Umgebung fressen. Nicht zwingend ist es das eigene Zuhause, denn dort kann es für den Hund störende Ablenkungsreize geben, z.B. spielende Kinder oder Besucher.

Ein Zuhause ist für einen Hund erst dann ein sicherer Ort, wenn er bei seinen Menschen „angekommen“ ist. Das bedeutet, wenn ihr Hund erst kurze Zeit bei ihnen wohnt, aus dem Tierheim oder gar aus einer Tötungsstation kommt, ist das neue Zuhause aus menschlicher Sicht zwar sicher. Ihr Hund hingegen weiß nicht, ob Sie ein netter Mensch sind. Seine bisherigen Erlebnisse gingen dahin, dass Menschen keineswegs nette Wesen sind. Ergo kann Ihre Anwesenheit bei der Nahrungsaufnahme für den Hund Stress bedeuten. Vorbeugend, für den Fall einer notwendigen Flucht, fressen Hunde nicht, weil sie mit leerem Magen schneller sind als mit vollem.

Lebt ihr Hund schon länger bei Ihnen – ist er also bereits angekommen – , kann die Futterverweigerung statusbedingt sein. In einem Hunderudel ist es üblich, dass der Ranghöchste zuerst ausgiebig frisst. Erst wenn er fertig ist, dürfen die anderen Familienmitglieder fressen. Bei Wölfen beispielsweise ist es ähnlich. Sie fressen nahezu gemeinsam an dem Beutetier, der Rudelführer bekommt aber ein ausgewähltes Stück Fleisch, an dem sich die anderen nicht vergreifen.

Unsere Haushunde ähneln ihren Vorfahren sehr, das hat die Domestikation nicht ausgemendelt. Im genetisch bedingten Habitus eines Herdenschutzhundes bedeutet Futter Besitz. Frisst er sein Futter, hat er keinen Besitz mehr und verliert in seinem Status. Herdenschutzhund-typisch wäre die Nahrungsaufnahme, nachdem sein Mensch gegessen hat, wenn überhaupt. Nur selten vor bzw. im Beisein seines Menschen. Bei einer klaren hierarchischen Struktur von Mensch und Hund wird sich dieses Verhalten nicht zeigen.

Bei Hunden, deren Genetik eher eine lebenslange Infantilität mitbringt, z.B. beim Border Collie, sieht die Nahrungsaufnahme gänzlich anders aus. Sie fressen am liebsten, wenn ihr Mensch ihnen dabei zusieht. Damit sind sie auf der sicheren Seite – falls unerwartet ein Nahrungskonkurrent auftaucht.
Die Genetik einzelner Rassen spielt demnach eine Rolle beim Fressverhalten.

Hunde verweigern Futter aus Langeweile

Gehen wir jetzt davon aus, dass der Status (die Hierarchie) zwischen Mensch und Hund stabil ist – das heißt, der Mensch wird als Führungspersönlichkeit akzeptiert.
Frisst ein Hund nicht, obwohl alle Störfaktoren auszuschließen sind, kann der Grund pure Langeweile sein.

Alle Hunde sind Jäger, egal ob Chihuahua oder irischer Wolfshund. Als Prädator ist die Jagd vor der Nahrungsaufnahme  obligat. Auch daran hat die Domestikation nichts ändern können, denn – da werden mir einige Hundehalter zustimmen – es gibt zahlreiche Hunde mit unerwünschtem Jagdverhalten, obgleich die gefüllte Futterschüssel nach einem Spaziergang auf sie wartet.

Bei Hunden springt der Urinstinkt an, sobald sie das Haus zu einem Spaziergang verlassen. Genaugenommen gehen Hunde nicht spazieren. Wenn sie das Haus ver-lassen, gehen sie auf die Jagd, die sich aus Sequenzen zusammensetzt: Suchen, bis sie Beute in der Nase oder in Sicht haben – nebenbei Revierkontrolle / markieren – bei Beutekontakt Spur aufnehmen – verfolgen – stellen – töten – fressen. Die drei letztgenannten Punkte verhindert der Mensch, die erstgenannten Punkte bemerken viele Hundebesitzer nicht. Dennoch beginnt der Hundeorganismus sofort mit der Ma-gensäureproduktion, wenn der Hund aus dem Haus geht. Das signalisiert dem Hund: „Gleich gibt´s Fressen.“

Ein normaler Spaziergang gestaltet sich für einen normal gehaltenen Hund ziemlich langweilig. Er sieht, riecht und hört sämtliche Beutetiere im Umkreis und ist aufge-regt, während sein Mensch die Entspannung sucht. Mensch und Hund agieren kont-rär zueinander.

Die Futtersuche als gemeinsame Jagd

Hier hat der Mensch die Möglichkeit, seinem Hund mit artgerechter und sinnvoller Beschäftigung – der gemeinsamen Jagd – das Futter schmackhafter zu machen. Bekommt ihr Hund Trockenfutter, können Sie das auf dem Spaziergang mitnehmen und ihren Hund die einzelnen Futterbrocken suchen lassen. Bei der Fütterung von Nassfutter oder Barf nehmen Sie eine verschließbare Dose mit (alternativ einen Futterbeutel) und als Futterbrocken für die Suche benutzen Sie Trockenfleisch. Lassen Sie Ihren Hund für sein Futter arbeiten! Das müssen Sie schließlich auch, ein leerer Geldbeutel boykottiert jeden Einkauf.

Die ersten Versuche der Futtersuche sollten im Garten oder einem Umfeld geübt werden, in dem es für den Hund kaum Ablenkungsreize gibt, damit er sich auf Sie und das gemeinsame Tun konzentriert. Hunde, die es nicht gewohnt sind, ihre Nase für die Futtersuche einzusetzen, werden schnell müde. Sie erkennen es daran, dass der Suchradius um den Futterbrocken immer größer wird. Machen Sie eine Pause und versuchen Sie es nach ein paar Minuten erneut. Sobald der Radius wieder größer wird, beenden Sie die Übung und geben ihrem Hund den Rest des Futters bzw. öffnen Sie die Dose.

Es kann gut möglich sein, dass Ihr Hund sich die ersten Male darauf nicht einlassen will. Für ihn war es bis dato bequem, warum sollte er sich jetzt anstrengen. Bleiben Sie dennoch dabei, liebevoll und konsequent. Daheim gibt es keine Futterschüssel mehr. Nach einigen Wiederholungen wird Ihr Hund akzeptieren, dass Sie die Lebens-ressource Futter verwalten, wie es sich für einen adäquaten Rudelführer gehört. Den meisten Hunden bereitet die Futtersuche viel Spaß. Zeigt Ihr Hund eine freudige Er-wartungshaltung, wenn Sie mit ihm ins Freie gehen, können Sie die Futtersuche in Ihren Spaziergang integrieren.

Hundeleckerchen geben - aber richtig!

Ein Rudelführer gibt Nahrung nicht einfach preis. Familienmitglieder agieren in Ko-operation, jeder verdient sich seinen Teil der Nahrung. Mit jedem Leckerchen wird beim Hund die Magensäureproduktion angeregt, er verdaut und wird nicht satt. Zudem katapultiert sich der Mensch damit ins Aus. Er gibt seine Stellung als Oberhaupt auf, da er nicht für die Sicherung der Lebensgrundlage sorgt. Bitte verstehen Sie das richtig und vergleichen Sie Hundeerziehung einmal mit Kindererziehung. Haben Sie als Kind von ihren Eltern eine Süßigkeit bekommen, damit sie schneller lernen oder etwas Bestimmtes tun?
Sie haben eher eine Belohnung bekommen, weil Sie etwas gut gemacht haben, was Arbeit voraussetzte. Beispiel: Sie sollten ihr Zimmer aufräumen. Wenn Sie das getan haben, gab es ein Eis. Aber nicht vorher oder währenddessen.

Hunde lernen schnell, wenn es ein Leckerchen dafür gibt. Hierbei handelt es sich um ein Bezahlprinzip, das eine Kommunikation ausschließt, kein Verständnis zugrunde legt und einen kurzen Lernerfolg nach sich zieht. Leckerchen können nicht auf Distanz gegeben werden (Rückruf des Hundes, Korrigieren des Hundes im Spiel, etc.) und werden zur Nebensache, wenn etwas Wichtiges im Sichtfeld auftaucht (flüchtiger Hase).

Fazit

Sie sehen, Hunde handeln niemals grundlos. Inwieweit welcher Punkt auf Ihren Hund zutrifft, gilt es herauszufinden.

Lassen Sie Ihren Hund gründlich vom Tierarzt durchchecken, inkl. großem Blutbild (das machen die Tierärzte nur selten, wenn es nicht ausdrücklich angesprochen wird). Die Schilddrüse, der Hormonspiegel, aber auch die Elektrolyte geben Auskunft über den Gesundheitszustand Ihres Hundes. Die Ergebnisse nehmen Sie zu einer kompetenten Ernährungsberaterin / einem Berater mit, sie / er weiß damit genau, was Ihr Hund für ein Futter benötigt.

Ist Ihr Hund gesund, beobachten Sie sich selbst und finden Sie heraus, wie geschickt Ihr Hund Sie manipuliert. Ich persönlich finde es überaus spannend, was Hunde alles drauf haben. Als Hundeerziehungsberaterin erlebte ich die Futterverweigerung nicht selten. Und immer handelte es sich um eine Strategie des Hundes, um noch mehr Aufmerksamkeit zu bekommen.

Seien Sie weniger besorgt, sondern aktiver an dem Prozess der Nahrungsaufnahme beteiligt. Ihr Hund wird es Ihnen danken.

Wenn Sie mehr über das Fressverhalten und Fütterungsarten erfahren möchten, Ideen zur gemeinsamen aktiven Jagd wünschen oder sich über artgerechte Hundehaltung informieren mögen, lade ich Sie herzlich auf unsere Seite Rat-Hund-Tat ein.
Bleiben Sie gesund und weiterhin viel Freude und Vertrautheit mit Ihrem Hund!

Ixe D. Sehrt

Hinweis:
Wir danken Ixe D. Sehrt von Rat-Hund-Tat, dem kostenlosen online Hunderatgeber, für ihren Gastbeitrag! Auf ihrer sehr informativen Seite finden alle Hundefreunde – und die, die es noch werden möchten – wertvolle Tipps zu Hundetraining, Hundekommunikation, Hundegesundheit und vieles mehr.

Wir weisen darauf hin, dass die Informationen dieses Gastbeitrags sorgfältig zusammengestellt wurden, hundefutterchecker24.de jedoch keine Garantie für die Richtigkeit übernehmen kann.

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