Allergie beim Hund – Was tun wenn’s juckt?

Richtig erkennen - gezielt behandeln

allergie beim hund

Wenn es unseren Vierbeinern nicht gut geht, leiden auch wir Zweibeiner mit. Und wer hat nicht selbst schon einmal darunter gelitten – quälender Juckreiz, dass man sich am liebsten die Haut abziehen möchte? Wundgekratzte Hautstellen, die sich entzünden?
Leider sind mehr Hunde davon betroffen, als man denkt. Und häufig gibt es keinen unmittelbaren Auslöser für das Leiden unserer Lieblinge. Immer öfter lautet die Diagnose:

Allergie

Inzwischen leidet jeder fünfte Hund in Deutschland an einer Allergie oder Unverträglichkeit, Tendenz steigend. Die Ursachen dafür sind unklar. Oft ist es ein Mix aus Faktoren, der Diagnose und Behandlung erschwert: Genetik, Umwelteinflüsse, Ernährung, …

Wir haben gemeinsam mit unserem Tierarzt die wichtigsten Erkenntnisse zum Thema Allergie beim Hund zusammengetragen.

In diesem Beitrag erfährst du:

  • Was ist eine Allergie?
  • Welche Arten von Allergien gibt es beim Hund?
  • An welchen Symptomen erkenne ich eine Allergie bei meinem Hund?
  • Wie diagnostiziert mein Tierarzt eine Allergie?
  • Welche Behandlungsmöglichkeiten gibt es?

Der Feind im eigenen Körper

Bei einer Allergie wendet sich der Körper gegen sich selbst. Ein Fehler im Immunsystem führt dazu, dass er sich gegen eigentlich ungefährliche Stoffe zu wehren beginnt. Der Organismus wird gegen die scheinbar feindlichen Eindringlinge, die sogenannten Allergene, in Alarmbereitschaft versetzt. Das führt zu einer überzogenen Immunreaktion.

Ein einmaliger Kontakt mit einem Allergen reicht nicht aus für eine allergische Reaktion. Eine Allergie zeigt sich erst nach mehrfachem und andauerndem Kontakt mit dem unverträglichen Stoff.

Wenn das Fass überläuft ...

Eine Allergie ist eine Schwellenerkrankung. Sehr oft reagiert der Körper des Hundes auf verschiedene Allergene. Dabei addieren sich mehrere Faktoren, und wenn eine bestimmte Belastungsschwelle überschritten wird, treten klinische Symptome auf, wie zum Beispiel Juckreiz.
Wenn einer der Faktoren reduziert wird und die Schwelle dadurch wieder unterschritten wird, können die Symptome vollständig verschwinden.
Das macht es so schwierig, alle Allergieauslöser dingfest zu machen und deren Wechselwirkungen zu identifizieren.

Eine Allergie beim Hund ist eine lebenslange Erkrankung. Jede Art der Therapie hat das Ziel, die Lebensqualität mit der Allergie zu verbessern.

Von der Allergie zu unterscheiden ist die Unverträglichkeit. Sie ist eine Überempfindlichkeitsreaktion, die nicht durch das Immunsystem ausgelöst wird. Auslöser für Unverträglichkeiten können z.B. ein Mangel an bestimmten Enzymen oder Stoffwechselerkrankungen sein. Für die Therapie ist diese Unterscheidung allerdings nebensächlich.

Arten von Allergie beim Hund

Bei unseren Vierbeinern treten vor allem drei Arten von Allergien auf.

Flohallergie

Die Flohallergie ist eine Allergie gegen Eiweiße im Speichel von Flöhen, der beim Biss in die Blutbahn des Hundes übertragen wird. Die Immunreaktion kann sofort (nach 30 Minuten) oder zeitverzögert (nach mehreren Stunden bis zu zwei Tagen) einsetzen. In warmen Gegenden ist sie die häufigste Art der Allergie bei Hunden.
Alle Rassen sind gleich davon betroffen und die Allergie kann in jedem Alter auftreten, kaum allerdings bei Welpen unter 6 Monaten.

Symptome der Flohallergie

Hunde mit Flohallergie kratzen und schlecken sich vor allem an der hinteren Körperhälfte. Der Juckreiz konzentriert sich auf den hinteren Rücken, die Kruppen, den Schwanzansatz, die Hinterbeine und den Bauch.
Durch das dauernde Kratzen entstehen sogenannte Hotspots. Das sind entzündete und nässende Wunden, die mit Bakterien und Hefepilzen besiedelt sein können. Diese verursachen ihrerseits wieder Juckreiz.

Umweltallergie (Atopie)

Hunde mit Umweltallergie reagieren stark auf Allergene wie z.B. Pollen, Gräser, Hausstaubmilben, Schimmelpilze u.ä. Die Allergene werden über die Atemwege oder die Haut aufgenommen. Dabei bilden sich Antikörper und in Folge kann es zu entzündlichen Reaktionen mit Gewebeschäden kommen.

Atopien können vererblich sein und betreffen ca. 15% aller Hunde. Folgende Rassen sind stärker betroffen: Terrier, Golden Retriever, Labrador Retriever, Dalmatiner, Deutscher Schäferhund, Boxer, Englische Bulldogge, Englischer und Irish Setter, Shar Pei. Die Allergie tritt meist zwischen dem ersten und dritten Lebensjahr auf. Selten betroffen sind Welpen unter 6 Monaten oder ältere Hunde.

Symptome der Umweltallergie

Die Symptome der Umweltallergie sind Juckreiz (Kratzen und Schlecken) im Bereich des Kopfes, der Pfoten (vor allem zwischen den Pfoten und an der Pfotenunterseite), der Achseln, des Bauches und der Innenschenkel.

Häufiges Kopfschütteln und unangenehmer Geruch aus den Ohren kann auf eine allergiebedingte Ohrenentzündung hinweisen. Auch eine Bindehautentzündung der Augen kann Anzeichen einer beginnenden Atopie sein.

Detailliertere Informationen zur Umweltallergie findest du hier.

Futtermittelallergie

Hunde mit Futtermittelallergie reagieren allergisch auf bestimmte Teile im Futter. Bei einer echten Futtermittelallergie hat der Hund das Futter schon längere Zeit zu sich genommen, bevor es zu einer allergischen Reaktion kommt. Vor allem dann, wenn die Schutzfunktion der Darmschleimhaut reduziert ist, können Allergene die Darmbarriere überwinden und die allergische Reaktion auslösen.

Bei den Allergenen im Futter handelt es sich um Eiweiße oder Eiweißverbindungen mit einer bestimmten Größe. Zu den Nahrungsmitteln, die beim Hund häufig eine Allergie auslösen, gehören Rind, Milch und Milchprodukte, Eier, Weizen und Huhn. Je häufiger sie zu sich genommen werden, desto wahrscheinlicher ist eine allergische Reaktion.

Eine Futtermittelallergie kann Hunde jeder Rasse und jeden Alters treffen. Allergische Reaktionen können sofort oder zeitverzögert auftreten (ab 30 Minuten bis zu Tagen oder Wochen).
Echte Futtermittelallergien beim Hund sind nicht sehr häufig. Oft handelt es sich um eine Futtermittelunverträglichkeit, an der das Immunsystem nicht beteiligt ist. Eine Futtermittelunverträglichkeit ist eine Überempfindlichkeitsreaktion auf einen Bestandteil des Futters. Ob es sich um eine Allergie oder Unverträglichkeit handelt, ist kaum feststellbar und macht für die Therapie keinen wirklichen Unterschied.

Symptome der Futtermittelallergie

Die Symptome der Futtermittelallergie sind ähnlich wie die der Atopie: Juckreiz an Kopf, Pfoten, Achseln, Bauch, Innenschenkeln sowie Entzündungen der Ohren und Augen (Bindehautentzündung).

Zusätzlich können Magen-Darm-Symptome und Verdauungsstörungen auftreten, wie z.B. Erbrechen, Durchfall, Blähungen, starke Bauchschmerzen und ungeformter Kot.

Diagnose durch den Tierarzt

Dem Tierarzt stehen verschiedene Möglichkeiten zur Verfügung, zur Diagnose „Allergie“ zu kommen.

Am Beginn steht eine ausführliche Anamnese. Wichtige Informationen für den Tierarzt sind unter anderem: Rasse, Geschlecht, Alter, Alter zu Beginn der Symptome, Lokalisation des Juckreizes oder der Hautsysmptome, ähnliche Symptome bei Wurfgeschwistern oder Eltern, Saisonalität der Symptome.

Danach verwendet der Tierarzt die sogenannte Ausschlussdiagnostik: dabei werden mögliche Krankheitsursachen solange ausgeschlossen, bis nur noch die Diagnose Allergie übrigbleibt.
Auszuschließen bzw. zu behandeln sind möglicherweise Infektionen mit Bakterien oder Hefepilzen sowie Parasiten, die die Symptome verursachen könnten.

Der Tierarzt kann auch verschiedene Allergietests machen. Diese dienen aber weniger der Diagnose der Allergie, als vielmehr dazu, eine passende Therapie zu finden.

Beim Intrakutantest werden dem Hund unter leichter Sedierung verschiedene Allergene in die oberste Hautschicht injiziert und die Reaktion darauf (Rötung, Schwellung) beobachtet. Ein Intrakutantest sollte von einem erfahrenen Dermatologen durchgeführt werden. Sinnvoll ist er nur bei einer diagnostizierten Umweltallergie. Bei einer Futtermittelallergie ist er nur bedingt aussagekräftig.

Beim Bluttest (IgE-Test) wird die Menge des Immunglobulin E im Blut gemessen. Dieser Stoff wird gebildet, wenn der Körper mit Allergenen in Kontakt kommt. Bluttests sind nicht immer aussagekräftig und liefern oft falsch positive Ergebnisse. Sie zeigen letztlich nur, ob der Körper schon einmal mit einem Allergen in Kontakt gekommen ist und Antikörper dagegen gebildet hat. Das bedeutet aber nicht, dass er eine Allergie gegen diesen Stoff entwickelt hat.
Studien belegen, dass nur ca. 15% der Hunde, die auf einen Stoff positiv getestet wurden, gegen diesen auch allergisch sind.

Bei Futtermittelallergien sind beide Testarten nicht sinnvoll. Zur Diagnose und Therapiefindung eignet sich nur eine Ausschlussdiät (Eliminationsdiät).

Dabei wird konsequent über mindestens 8 Wochen nur eine Eiweiß- und Kohlenhydratquelle gefüttert, die der Hund noch nicht kennt. Damit ist auch keine allergische Reaktion möglich. Ein Klassiker für eine Eliminationsdiät ist z.B. Pferdefleisch mit Kartoffeln. Idealerweise kocht der Hundehalter selbst, damit hat er alle Allergene unter Kontrolle. Aber auch eine Diät mit kommerziellem Diäthundefutter ist möglich. Wichtig ist allerdings absolute Konsequenz und Kontrolle darüber, dass der Hund ausschließlich das gewählte Diätfutter frisst. Schon ein unbedacht gegebenes Leckerli oder ein aufgeschnapptes Stück Keks kann die ganze Mühe meherer Wochen zunichte machen.

Wenn sich die Symptome durch die Ausschlussdiät verbessern oder verschwinden, ist das ein Hinweis auf eine Futtermittelallergie. Gewissheit gibt es allerdings erst nach dem Provokationstest: dabei gibt man dem Hund wieder sein altes Futter. Wenn die Symptome danach wieder auftreten (und zwar sehr viel schneller, als sie verschwunden sind), dann hat man den Beweis für eine Futtermittelallergie oder – unverträglichkeit.

Behandlungsmöglichkeiten einer Allergie beim Hund

Wie wir wissen, ist eine Allergie beim Hund eine lebenslange Erkrankung. Das Ziel einer Therapie kann also nur sein, die Lebensqualität mit der Allergie zu verbessern.

Bei akuten Allergieschüben kann es sinnvoll sein, kurzfristig juckreizstillende Medikamente zu geben (z.B. bei einer saisonalen Atopie durch Pollen).
Mittelfristig hilft aber nur eine konsequente Vermeidungsstrategie gegen den Auslöser der Allergie.

Bei der Flohallergie ist das z.B. die Flohbekämpfung und Flohprophylaxe sowie die genaue Reinigung der Lebensumgebung.

Bei einer Futtermittelallergie, bei der das Allergen identifiziert wurde (z.B. Rind), soll ausschließlich Futter ohne das Allergen gefüttert werden.
Wenn das Allergen nicht identifiziert werden konnte, wird es schwieriger. Abhilfe schaffen kann eine hydrolisierte Diät: bei dieser Diät werden die Eiweiße im Futter bei der Herstellung „zerschnitten“. Die Aminosäurenfragmente, die dabei entstehen, haben ein geringeres Allergiepotenzial. Eine Alternative wären auch Futtermittel mit Insekten als Proteinquelle. Medikamente gegen Juckreiz (z.B. Antihistaminika) sind bei einer Futtermittelallergie nicht sehr wirksam.

Bei einer Umweltallergie, die nicht nur saisonal auftritt, ist eine Vermeidungsstrategie oft nicht oder nur unter sehr hohem Aufwand möglich (z.B. Hausstaubmilben). Hier hat sich die Methode der Hyposensibilisierung bewährt. Dabei wird versucht, den Hund gegen das auslösende Allergen zu desensibilisieren. Das Immunsystem soll sich sozusagen an das Allergen gewöhnen und nicht bei jedem Kontakt überreagieren. Die Spritzentherapie kann nach einigen Monaten Erfolge zeigen, muss mitunter aber auch über Jahre weitergeführt werden.
Eine relativ neue Therapie ist jene mit monoklonalen Antikörpern. Das sind künstlich hergestellte Antikörper, die gespritzt werden und Allergene neutralisieren können. Die Wirksamkeit ist ähnlich der von Kortison, aber mit wesentlich geringeren Nebenwirkungen.

Ein langer Weg ...

Der Weg von den ersten Symptomen einer Allergie bei deinem Hund über die Diagnose bis zur wirksamen Therapie ist für Vierbeiner und Zweibeiner oft lang und steinig.

Wichtig ist, von Anfang an mit einem in Dermatologie erfahrenen Tierarzt zusammenzuarbeiten. Systematisches Vorgehen in der Diagnose und Konsequenz in der Umsetzung der Therapie können den Leidensweg deutlich verkürzen.

Damit kann dein Vierbeiner trotz Allergie ein gutes Leben führen!

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